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Realität liegt stets im Auge des Betrachters. Was man sehen möchte, wird gesehen. Im Bildnis „Hernieder“ wird keine eindeutige Geschichte erzählt, es wird keine klare Aussage über das Dargestellte getroffen, es bleibt dem Beobachter selbst überlassen. Ist der Engel Gefangener in einer dunklen Realität? Ist er aus freien Stücken hier oder hat er diese Realität sogar selbst geschaffen? Allen möglichen Interpretationen liegt jedoch der Kampf zwischen Gut und Böse zugrunde. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Es handelt sich um eine Symbiose des Gegensatzes. In der dargestellten Architektur, die selbst als Zeichen der Manifestation dieser Unentschlossenheit der Welt gilt, herrscht bereits ein Zustand der Verwüstung. Durch diese immanente Vergänglichkeit des für die Ewigkeit erbauten entstehen skurrile bis surreal anmutende Details, die sich auch im „wahren“ Leben verstecken. Details, die zumeist nur unbewusst wahrgenommen, aber als natürlich und gegeben hingenommen und geflissentlich übersehen werden.

Der Erzengel selbst wird nun Punkt der Berührung von Gut und Böse. Seine Körperhaltung ähnelt der Form eines Kreuzes, zum einen, um den Ausdruck des Leidens zu verstärken, zum anderen aber zugleich als Ausdruck seiner Stärke. Die geringe Körperspannung vermittelt zudem den gleichzeitigen und paradoxen Eindruck von Leichtigkeit und Paralyse.

Reality always lies within the viewer’s eyes. What wants to be seen is seen. In the image „Hernieder“ is no concrete story been told, there is no clear statement about the depicted, the viewer is on his own. Is the angel a captive in a dark reality? Is it he free will to be there or has he even created this reality himself? All possible interpretations, however, underlies the battle between Good and Bad. One cannot exist without the other. It is a symbiosis of the opposites. The depicted architecture is a symbol for the manifestation of the world’s indecision, here already reigns a state of devastation. By the immanent transience of what is built to last forever bizarre and surreal seaming details arise, hiding also in „real“ life. Details, mostly perceived unconsciously, but accepted as naturally given and deliberately overlooked.

The Arch Angel himself becomes the point of touch of Good and Bad. His posture resembles a cross‘ form. On the one hand to intensify the expression of suffering, but on the other hand it is expression of power at the same time. The slight tension in his posture gives the simultaneous and paradox impression of ease and paralysis.

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Das Bildnis im Kunsthistorischen Museum | The image at Kunsthistorisches Museum

Für die Präsentation des Werkes ist die Theatralik von besonderer Bedeutung. Es ist ein dunkles Bildnis, das gerade deshalb besonders von seiner punktuellen Helligkeit lebt. Auch hier zieht sich wiederum die Gegensätzlichkeit durch das Gesamtkonzept. Durch Auffolieren des Bildes auf Fensterglasscheiben entsteht die Bildwirkung gerade durch das Spiel mit direktem Licht. Das Bildnis wird von hinten durchstrahlt, wodurch ein surreal sakraler Charakter entsteht und den Betrachter in seinen Bann zieht. In der Premierenausstellung „Reflexionen“ im Kunsthistorischen Museum Wien wurden die Fensterscheiben noch von Sonnenlicht durchflutet, wodurch ein von Tageszeit und Wetter abhängiges Lebendiges entstand, dessen sakrale Wirkung somit von einer höheren Instanz abhing und vom Menschen nicht mehr beeinflusst werden konnte. Jedoch geht durch die aktuelle Inszenierung keinerlei Bedeutungstiefe verloren.

Das Dargestellte zeigt eine biblische Szene, eine Art Erinnerung an längst Vergangenes, und hat daher wie alle Erzählungen mit der Gefahr des Vergessens und Bedeutungsüberlagerungen zu kämpfen. Doch gerade die Veränderungen auf Bedeutungsebene sind rein vom Menschen gemacht, er hat also direkten Einfluss auf die Darstellung und das Verständnis der Erzählung. Daher ist es nicht bloß legitim, sondern das künstliche Durchleuchten fügt dem Werk eine weitere Bedeutungsebene hinzu. Für die Interpretation ist der Betrachter wie gesagt allerdings selbst verantwortlich.

Of special meaning to the work’s presentation is its theatricality. It is a very dark image that just for that reason lives from its selective luminance. Again opposition is key to the whole concept. Playing with direct and punctual light creates a special atmosphere thanks to foiling the image onto window glasses. Because of this technique the image is being shone through from behind, through which a surreal sacred character results. Whilst the premier exhibition at Kunsthistorisches Museum Vienna (khm) the windows were flooded by real daylight as they were still used as windows, as a result the image emerged as a living thing, depending on daytime and weather. So its sacred effect was depending on a higher power and not on people. But the actual presentation does not reduce the artworks deapth of meaning in any way.

The depicted shows a biblical scene, some kind of memory of something happening a very long time ago. Because of that there is always a danger that some information or details might get lost or that different meanings start interfering. But transformations on meaning levels are only made by humans, so they have direct influence on the narrative’s picture. So not only the artificial lighting is legit, but it even adds a new meaning to the artwork. But as mentioned earlier, the viewer still is responsible for his interpretation for himself.

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